Heute ist der „Internationale Tag der Menschen mit Behinderung“

Heute, am 3. Dezember, ist der „Internationale Tag der Menschen mit Behinderung“. Die Vereinten Nationen (UNO) haben diesen Tag zum ersten Mal im Jahr 1993 ausgerufen. Dieser Tag soll alle Menschen darauf aufmerksam machen, dass Menschen mit Behinderung in der Gesellschaft oft benachteiligt werden.

Um das Thema gebührend ins Bewusstsein zu rücken, hat die lokale Tageszeitung Heilbronner Stimme einen tollen Artikel veröffentlicht, mit einem Kunden des Jobcenter Landkreis Heilbronn als Hauptprotagonisten.

Das Beispiel von Thomas Rommel macht Mut. Trotz vieler Herausforderungen ist er motiviert und mit großem Herz und Willen seinen Weg gegangen und hat nun eine Beschäftigung realisiert.

Wir bedanken uns herzlich bei der Heilbronner Stimme und Autor Jürgen Paul für den tollen Artikel.

Hier den Artikel der Heilbronner Stimme vom 03.12.21 als PDF-Dokument herunterladen

Hier ist der Artikel in Schriftform:

 

Wie ein Gehörloser seinen Weg ins Berufsleben gefunden hat

von Jürgen Paul

Brackenheim  Als Schwerbehinderter einen Job zu finden ist nicht leicht. Thomas Rommel (26) aus Hardthausen hat es geschafft. Das Jobcenter Landkreis Heilbronn war als Vermittler und Unterstützer aktiv, ein Lohnfertiger aus Brackenheim hat dem Gehörlosen eine Chance gegeben und es nicht bereut.

Wenn Thomas Rommel an seinem Arbeitsplatz bei der Firma Tagö in Brackenheim-Dürrenzimmern steht, ist er in seinem Element. Hochkonzentriert schleift er Metallteile aller Art, auch Schweißen geht ihm locker von der Hand. Durch die Geräusche oder Gespräche seiner Kollegen wird der 26-Jährige nicht abgelenkt. Denn Thomas Rommel ist von Geburt an gehörlos.

Wenn Wille, Engagement und Mut zusammenkommen
Dass er beim Lohnschweißer und Metallverarbeiter Tagö einen Job bekommen hat, ist nicht selbstverständlich, sondern das Ergebnis eines gelungenen Zusammenspiels von Willen, Engagement und Mut. Denn obwohl der Fachkräftemangel von der regionalen Wirtschaft lautstark beklagt wird, scheuen viele Arbeitgeber immer noch davor zurück, einen schwerbehinderten Menschen einzustellen.

Für Thomas Rommel war immer klar, dass er sein eigenes Geld verdienen will und nicht auf staatliche Unterstützung angewiesen sein möchte. Nach seiner Ausbildung zum Metallfachwerker im Berufsbildungswerk Winnenden arbeitete er bei einem Metallunternehmen in der Region. Als die Firma umstrukturierte, war für Rommel kein Platz mehr. Die bitteren Folgen: Arbeitslosigkeit, erfolglose Bewerbungen und Bildungsmaßnahmen, schließlich nach einem Jahr das Abrutschen in Hartz IV.

Die Frustration in der Arbeitslosigkeit war groß

„Herr Rommel war total frustriert, weil er unbedingt arbeiten wollte“, berichtet Daniel Freist, sein zuständiger Fallmanager beim Jobcenter Landkreis Heilbronn. Freist kontaktierte die Betriebsakquisiteurin Stefanie Samesch, die zwei Unternehmen ansprach, bei denen es mit Thomas Rommel klappen könnte. Doch ein Kandidat sprang wieder ab, so dass es am 20. Mai zu einem Vorstellungsgespräch mit Rommel, Samesch und Tagö-Chef GökhanTasözü kam – eine Gebärdendolmetscherin sorgte für eine reibungslose Kommunikation.

Die Runde vereinbarte ein vom Jobcenter gefördertes Praktikum bei Tagö – eine Chance, die Thomas Rommel nutzte. „Er konnte schon sehr viel und hat das sehr gut gemacht“, sagt Tasözü, der in seinem zwölfköpfigen Unternehmen dringend Fachkräfte braucht. Ein Selbstläufer war die Anstellung von Thomas Rommel dennoch nicht. „Am Anfang waren wir skeptisch, ob wir ihn nehmen sollen. Was machen wir, wenn etwas passiert?“, fasst der Geschäftsführer die Bedenken zusammen, die viele Unternehmer haben, wenn es darum geht, einen schwerbehinderten Menschen zu beschäftigten.

Das Jobcenter hilft an vielen Stellen

Doch die guten Arbeitsleistungen Rommels sowie die breite Unterstützung durch das Jobcenter – von der Stellung eines Gebärdendolmetschers bis hin zur Übernahme von Lohnkostenzuschüssen – überzeugten Geschäftsführer Tasözü und seinen zweifelnden Vater. „Wir haben gesagt, wie probieren es einfach mal.“ Seit Juli arbeitet Rommel nun beim Brackenheimer Lohnfertiger, für drei Jahre ist sein Job auch wegen der Förderung durch das Jobcenter sicher.

Die Zusammenarbeit mit den Kollegen funktioniere nach anfänglichen Problemen gut, gibt Rommel über den Gebärdendolmetscher zu verstehen. Ihm ist ein fester Kollege als Partner zugeteilt, so dass die Verständigung über Lippenlesen kein Problem ist. In Situationen, in denen alle Maske tragen, kommuniziert der 26-jährige Metallfachwerker schriftlich. Rommel, das wird beim Vor-Ort-Besuch in Dürrenzimmern deutlich, ist zufrieden mit seiner Arbeit in einem klar definierten und überschaubaren Rahmen. Die mechanische Bearbeitung von Metallteilen liegt ihm, auch wenn er davon träumt, wie seine ebenfalls gehörlosen Eltern bei Audi in Neckarsulm zu arbeiten.

Endlich auf eigenen Beinen stehen

Doch Thomas Rommel schätzt seine Lage realistisch ein und bleibt optimistisch. Die Stelle bei Tagö ermöglicht ihm endlich, auf eigenen Beinen zu stehen. Demnächst wird er das Elternhaus in Hardthausen verlassen und in seine eigene Wohnung nach Heilbronn ziehen. Seine Begleiter vom Jobcenter und im Betrieb sind sicher, dass Rommel seinen Weg gehen wird – im Leben und im Beruf. „Er denkt mit“, lobt Tasözü seinen gehörlosen Mitarbeiter. Das sei nicht selbstverständlich. „Es gibt Leute, die hören können, aber nicht mitdenken.“

 

Tag der Menschen mit Behinderung

An diesem Freitag, 3. Dezember, ist Internationaler Tag der Menschen mit Behinderung. Die Arbeitsagentur Heilbronn unterstützt die Eingliederung von schwerbehinderten Menschen in das Berufsleben mit einem breiten Leistungsspektrum. Arbeitgeber wenden sich bei Fragen an Falk Aschenbrenner von der Arbeitsagentur Heilbronn unter 07131 969 162. Die Bundesagentur für Arbeit unterstützt mit der Woche der Menschen mit Behinderung den Nationalen Aktionsplan der Bundesregierung zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention.